Tischtennis im TSV Butzbach

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Veröffentlicht von Andrea am 18.03.2021

Tischtennis-Ikone Manfred Streit ist seit 70 Jahren aktiv

Die Tischtennisabteilung des TSV 1846 Butzbach feiert in diesem Jahr ihr 75-jähriges Jubiläum. Beinahe 70 Jahre mit dabei ist der heute 83-jährige Manfred Streit. Die Geschichte der Tischtennis-Abteilung ist demnach auch die Geschichte des Ausnahmespielers, der genau 1541 offizielle Begegnungen im Trikot des TSV bestritten hat und somit mit Abstand der Rekordspieler der Tischtennis-Abteilung ist. Das sind die Zahlen einer einzigartigen sportlichen Karriere, in der es sich um einen kleinen Ball aus Zelluloid und einen etwas größeren aus Leder gedreht hat. Talente hatte Streit nämlich auch als Handballer. Diesen Sport übte er einige Jahre neben Tischtennis ebenfalls im TSV aus. Letztendlich aber entschied er sich für das kleinere Bällchen.

Welche Fähigkeiten muss ein Spieler mitbringen, um eine so lange Zeit erfolgreich aktiv zu sein? Auf diese Frage gab Hermann Bang, der ehemalige TSV-Vorsitzende, TT-Abteilungsleiter und langjähriger Weggefährte Streits folgende Antwort: „Tischtennis ist eine Sportart, die bis ins hohe Alter betrieben werden kann. Manni hat eine sehr saubere Technik und geht als Defensicspieler mit viel Gefühl, aber entschlossen, unter die Topspin- und Schmetterbälle. Meist kommt das Bällchen wie an einer Schnur gezogen und mit viel Effet zum Gegner zurück. Und da ist noch die starke Vorhand, die er mit einer runden Armbewegung vorbereitet. Der Schmetterschlag ist für den Gegner meist nicht mehr zu parrieren. Manni ist sehr beweglich, hat ein großes Kämpferherz und gilt als hervorragender Taktiker. Er gibt keinen Ball verloren und ist für seine Mannschaftskameraden in puncto Einsatz und Kampfgeist ein großes Vorbild!“

Nicht nur als Aktiver hat sich Streit große Verdienste erworben. Weit über 50 Jahre übte er das wichtige Amt des Kassenwartes in der Abteilung aus. Er wurde wegen seiner sehr korrekten Kassenführung stets mit Lob des Hauptvorstandes überschüttet. Er nennt den Ehrenbrief des Vereines in Gold, die Spielernadel des HTTV in Gold und den Ehrenbrief des Landes Hessen sein eigen. Seit 1960 bis heute schreibt Streit Berichte in der Butzbacher Zeitung über das heimische Handball- und Tischtennisgeschehen. In einem Interview beantwortete er einige Fragen zur Geschichte der Sparte.

BZ: Du hast über 1500 Spiele auf dem Buckel und bist somit seit beinahe 70 Jahren aktiv. Wie hast Du dich in all den Jahren immer motiviert, noch eine Saison dran zu hängen?

Streit: Tischtennis ist nicht nur durch den Bewegungsablauf ein idealer Sport, sondern fördert acuh gedanklich ein schnelles Umschalten, Vorausdenken und Reagieren. Das hat mich immer fasziniert und angespornt.

BZ: Du bist viele Jahre Leistungsträger der 1. Mannschaft gewesen. Gibt es Erinnerungen an Erfolge?

Streit: Unseren Aufstieg 1956 in die Landesliga mit Stürmer, Griebel, Ossig, Anspach und Dorn habe ich noch im Hinterkopf. Das war damals eine Sensation, denn wir waren für die Frankfurter Vereine eine „Dorf-Mannschaft“. Auch der zweite Aufstieg in die Landesliga 1969 u. a. mit Günter Jäkel und Hermann Bang war für mich ein tolles Erlebnis.

BZ: In den ersten Jahren deiner langen Laufbahn war es bestimmt nicht einfach mit den Fahren zu den Punktspielen?

Streit: Das war oft abenteuerlich. Manchmal sind wir auf amerikanischen Fahrzeugen bei den Fußballern mitgefahren oder haben den Zug, seltener das Fahrrad benutzt. Später hat uns Heinz Stürmer mit seinem „Karamellen-Bus“ (er war Vertreter für Süßwaren), ein Fahrzeug, das hinten keine Fenster hatte, zu den Auswärtsspielen gefahren.

BZ: Heute gibt es praktisch für jeden Spielertypen einen besonderen Gummi-Belag auf dem Schläger. Wie sahen die Schläger früher aus?

Streit: Ich hatte auf meinem Schläger schon immer einen Noppenbelag ohne Schwammunterlage wie auch Erich Seitz, der heute noch auf sein Barna-Brett vertraut. Ab 1960 kamen die ersten „Japanschläger“ in die Spiellokale. Die hatten dicke Schwammbeläge, so dass man den Ball kaum hören konnte. Das Spielgerät wurde dann von den richtigen Schwammschlägern abgelöst.

BZ: Es ist bekannt, dass einige Vereine den TSV beneidet haben, weil in der Alten Turnhalle mindestens sechs Tische gestellt werden konnten. Wie war damals die Situation in den anderen Spiellokalen?

Streit: Viele Vereine hatten bei weitem nicht so gute Bedingungen wie wir. Meist standen die Tische in Sälen der Gastwirtschaft wie z. B. in Melbach, Ortenberg und Nieder-Mockstadt. In einigen Spiellokalen ging es sehr eng zu wie z. B. In Neusaes, wo die Zuschauer nicht weit von der Platte entfernt standen und ordentlich Krach machten. Da musste man seine Nerven im Zaum halten.

BZ: Heute wird nach jedem Training und Meisterschaftsspiel geduscht. Gab es in der Alten Turnhalle Möglichkeiten, sich nach dem Sport zu waschen?

Streit: Die sanitären Anlagen waren in der Alten Turnhalle eher bescheiden. Links und rechts der Bühne gab es jeweils ein Waschbecken mit einem Wasserhahn. Dort konnte man sich ein wenig frisch machen. Eine Dusche gab es nicht.

BZ: Ist das Tischtennisspiel von heute attraktiver als früher? Da standen sich häufig ein Angriffs- und ein Abwehrspieler gegenüber?

Streit: Damals wurde der Ball möglichst lange im Spiel gehalten, also auf Sicherheit gespielt. Das Risiko, einen Fehler zu machen, war nicht so groß wie in der heutigen Zeit, wo mit schnellem Spiel, Spin und Drive schnelle Punkte gemacht werden. Allerdings durfte man nicht auf den Unterschnitt des Gegners hereinfallen.

BZ: Was hast du in deiner langen Karriere in der Tischtennis-Abteilung außerhalb des Sports am meisten geschätzt?

Streit: Wir hatten in unseren Mannschaften immer eine tolle Kameradschaft und einen guten Zusammenhalt. Nur so kann ein Kollektiv erfolgreich sein. Bei unseren vielen Ausflugsfahrten haben sich die Kontakte vertieft. Wir Senioren sind heute noch auf Achse, wurden aber 2020 durch das Virus ausgebremst.

 

QUELLE: BUTZBACHER ZEITUNG VOM 15.03.2021 BERICHT VON HERMANN BANG

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